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2020-09-16 – meisterderspaltung-comp

Meister der Spaltung

Es zeigt sich jüngst, dass wir Meister der Spaltung sind. Ob wir dem Anderen vorwerfen, ein gehirngewaschenes, medientreues Schlafschaf zu sein, oder ob wir meinen, der Andere sei ein Covidiot oder rechts-esoterischer Spinner. Wir tragen jeweils aktiv dazu bei, dass die Spaltung in uns und zwischen uns wächst und wächst.

Immer wenn wir unsere Energie für „eine Seite“ hergeben, werden wir „die andere Seite“ stärken. Je heftiger wir sie verteidigen, umso stärker wird die Gegenseite. Wir sind selbst verantwortlich, in welcher Welt wir leben und wir haben die Gestaltung der Qualität unserer Beziehungen in der Hand.

Vielen Menschen fällt es jetzt gerade nicht mehr auf und ich habe die Befürchtung, dass es mittlerweile vielleicht sogar unumkehrbar ist.

Solange wir der Meinung sind, dass der Andere die falsche Meinung hat, oder dass unsere Argumente überwiegen oder wichtiger sind, solange verwenden wir die Energie dazu, dass wir uns weiter trennen und wir tragen aktiv zur Spaltung unserer Gesellschaft bei.

Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es nicht unbedingt möglich ist, mit jedem über alles und jede Meinung zu „diskutieren“. Mir jede Meinung anzuhören oder auf alle Argumente einzugehen ist schlichtweg nicht möglich und wenn dies sogar als – möglicherweise unbewußte – Technik angewandt wird, dient es dazu, das Gegenüber in eine Art Erklärung- oder Rechtfertigungsstarre zu bringen. Das ist dann kein Beweis dafür, dass man Recht hatte, sondern den anderen einfach mit seiner Meinung zugeschissen hat. Viele der Erklärungen bauen sogar eher auf einer Zirkellogik auf, die aufgrund ihrer Natur gar nicht „widerlegbar“ sind.

Aber geht es darum?

Eigentlich ist es ganz einfach: Können wir den Anderen sehen und sehen, dass er aus Angst (und aus Liebe) handelt oder sind wir selbst von unserer eigenen Angst überwältigt?
Sei es Angst um „unsere Zukunft“, die Zukunft unserer Kinder oder Angst um unsere Eltern. Oder Angst um unser eigenes „Rechthaben“ oder „Nicht-Verlieren-Können“. Sei es Existenzangst oder die Angst vor dem Ungewissen. Angst, ausgeschlossen zu werden? Vielleicht haben wir auch vergessen, dass wir viel mehr Dinge nicht wissen und klammern uns deshalb an das Wenige, das wir meinen zu wissen. So heftig, dass wir die Anderen in eine Ecke drängen, sie lächerlich machen, respektlos behandeln, verachten, entwerten, diskreditieren, bekämpfen. Uns in Meinungs-Gruppen zusammenschliessen und selbst den Anderen gar nicht mehr differenziert sehen können. Dass wir all unsere Lebensenergie dazu verwenden, sie von unserem Standpunkt – von unserer Meinung und von den von uns wahrgenommenen oder ausgewählten „Fakten“ – zu überzeugen versuchen. Und dabei ist es nur unser Weltbild, das wir aus unserer Erziehung, unseren Erfahrungen und Entscheidungen selbst erschaffen haben.

Ist es das wert?

Oder wollen wir einen Moment innehalten und uns in Demut üben vor der immensen Menge an Wahrheit, die wir bisher nur nicht wahrnehmen konnten oder nicht wollten? In Respekt vor der Angst, aus der heraus der Andere so handelt wie er handelt oder so argumentiert wie er argumentiert?
Wollen wir wieder in Beziehung treten, ohne dass wir unbedingt die Meinung des Anderen zu unserer machen müssen, wir aber respektieren können, dass es andere Möglichkeiten, Wahrnehmungen und Realitäten gibt?
Vielleicht wollen wir in einen Raum der Stille kommen und einfach mal keinen Standpunkt lautstark vertreten, weil die Anderen ja ach so dumm sind? Auch wenn wir eine Meinung oder Wahrnehmung haben, sie aber vielleicht aufsparen für eine Zeit, in der der Andere (oder wir selbst) viel eher bereit sind, dem jeweils Anderen zuzuhören? Den Meinungs-Lärm mal einfach ein bisschen runterdrehen?

Ich bin dafür.

Ich bin dafür, dass sich jeder mal um die eigenen Ängste und Sorgen kümmert und die Spaltung, zu der er im Außen beiträgt, in seinem Inneren heilt. Dafür, dass wir den Anderen sehen können. Auch in seinem Anderssein. Dass wir unsere Energie dafür verwenden, etwas aufzubauen anstatt zu zerstören.

Das wäre doch was.

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