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2020-03-07 – Kindergartenfrei

Kindergartenfrei

Während drinnen die Kinder – in Erfüllung der Sehnsüchte ihrer Sorgeberechtigten – sich in die Fremdbestimmung ergeben, bringen die kindergartenfrei-Kinder im Wartebereich ihre natürliche Freude zum Ausdruck und ihren Handstand zur Meisterschaft

Zwei Beobachtungen, die ich heute anstellen konnte:

Einerseits die Kinder, die von ihren Müttern zum Turnen gebracht werden, ausnahmslos angetrieben, nicht schnell genug, nicht genug, nicht genug Bewegungswillen demonstrierend, vorgeführt werdend und offensichtlich nicht wirklich freiwillig da. Während sie sich dann der Freizeitaktivität ergeben, werden sie von gerade adoleszenten Sportstudenten, die weder Kinder haben noch sonst irgendwelche Erfahrungen in der würdevollen Begleitung von Kindern, mit schriller Stimme und quasi hinter verschlossener Tür, angeführt, bestimmte Übungen in einer bestimmten Reihenfolge, in bestimmter Länge und Ausführung – meist im Wettbewerb gegeneinander – umzusetzen. Da sind dann natürlich auch wirklich auffällige Kinder dabei – wobei die Ursachen ihrer seelischen Verfassung schon nach 10 Sekunden der Begegnung mit Mutter und Kind im Eingangsbereich offenkundig werden – und bei denen der halbherzige Versuch, fortwährend Gehorsamkeit zu verlangen, grandios scheitert.

Und dann ist da dieses Kind, das seit Tagen in seinem Tempo und mit einer Hartnäckigkeit versucht, Handstand zu machen (es „fühlt“ den Handstand schon und ist sich sicher, dass er schon jetzt möglich ist) und Fußbälle aus der Luft zu treffen, um Hochschüsse zu machen, dass ich mich manchmal schon frage, wo dieser unbändige Wille herkommt.
Jetzt frage ich mich also, Zeuge dieser zwei völlig gegensätzlichen Situationen, was passieren würde, wenn dem hoch motivierten und freudig erfüllt zielorientierten Menschen jemand daher kommt und bestimmen würde, was jetzt gerade für ihn und in welcher Ausführung dran wäre. Wäre es möglicherweise so, wie bei meinem anderen Sohn, der drei Probestunden mit stolz geschwellter Brust eine Violine in der Hand haltend, als hätte er noch nie etwas anderes gemacht, als Geige spielen…bis zu dem Zeitpunkt, als die Lehrerin ihn auf den auf den Bogen aufgeklebten Punkt aufmerksam machte und darauf hinwies, dass er – sobald der Punkt das Griffbrett passierte, seinen Arm beugen solle. Woraufhin sein ganzer Körper zusammenfiel, er nur noch auf diesen Punkt konzentriert war und Hören, Fühlen, Strahlen, Spielen vergass.

Möglich. Wir wissen es nicht. Es ist auch wahrscheinlich, dass Kinder der Turngruppe wirklich Spass während der – offensichtlich verordneten, oder zumindest zeitlich und in der Ausführung bestimmten – Freizeitaktivität hatten oder haben werden. Oder dass sie auch ansonsten ganz in Ordnung und fröhlich ihr Leben meistern.
Die Erfahrung aus meinen Beobachtungen ist, dass jede Fremdbestimmung, jedes Vorführen, jedes gegeneinander Ausspielen (nicht zu verwechseln mit freiwilligem „spielerischem Messen“) und zum Wettbewerb Verordnen etwas in dem jungen Menschen tötet. Es geht Stück für Stück verloren, was seine wahre Lebenskraft und Intention ist und wird ersetzt durch die Absichten und Wünsche „der Anderen“. Derer, die die Macht haben.

Und die Macht hat nunmal der, der stärker, älter, redegewandter ist und von dem man emotional abhängig ist.

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