Der Begriff „Toxische Maskulinität“ und seine Folgen
Ich wünsche mir eine Welt, in der wir die latenten und auch offenen Schuldzuweisungen – wie es in der Welt aussieht – nicht dem anderen Geschlecht zuteil werden lassen. Eine Welt, in der meine Söhne in Freiheit aufwachsen dürfen. Ohne „per sexus“ schuldig zu sein. Weil „alle Kriege ja von Männern geführt werden und wurden“, mehr „häusliche Gewalt von Männern ausgeht“ und überhaupt auch „viel mehr Morde und Gewaltverbrechen von Männern verübt werden“.
Das ist nämlich – ehrlicherweise – nur ein Teil der Wahrheit. Den anderen Teil wollen wir derzeit nicht sehen. Ich verstehe auch, dass die Verletzungen auf beiden Seiten der Geschlechter tief sind und wir dran sind, einen großen Schuldenberg abzuarbeiten. Mir ist klar, dass es diese – zumeist körperlichen – Verletzungen seitens von Männern gegenüber Frauen gibt. Und das ist eines meiner wichtigsten Anliegen: Weg von der Konkurrenz und den Schuldzuweisungen, hin zu Eigenverantwortung und Kooperation und Co-Kreation.
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Wir wollen nicht sehen, dass die Ausprägung von Gewalt auf die Geschlechter in etwa gleich verteilt ist. Wir sehen nicht, dass die (sichtbare) physische Gewalt zwar eher eine Domäne von Männern ist, Gewalt aber, die von Frauen ausgeht, oft eher unsichtbar ist. Sie bleibt dennoch Gewalt und beide – Täter und Opfer – bilden ein System. Männer sind nicht einfach gewalttätig oder gewalttätiger als Frauen, sondern sie sind beide Teil dessen.
Wir wollen nicht sehen, dass jeder gewalttätige Mann Sohn einer Mutter ist. Und diese hatte den ersten, unmittelbaren und intensivsten Zugriff auf das heranwachsende Kind. Konflikten liegt immer ein „Nicht-Gesehenwerden“ zugrunde. Wenn ein Sohn nicht gesehen wurde, dann war seine Mutter ein Teil davon. Ebenso wie sein Vater. Es ist nicht plötzlich „der Mann“, der gewalttätig wird. Wir wollen es nicht sehen.
Stattdessen reden wir schulterklopfend von „Toxischer Maskulinität“ und nicken uns betroffen zu. Obwohl wir persönlich und gesellschaftlich überhaupt noch nicht soweit sind, solche Begriffe neutral zu verwenden. Und wir benutzen es als Blaupause, ALLES zu unterdrücken, was uns zu „männlich“ erscheint. Eigentlich sollten wir auch von „Toxischer Feminität“ sprechen…oder es einfach lassen. Und unsere Verantwortung übernehmen.
Es wird immer wieder darauf hingewiesen, dass damit ja nicht „die Männer“ gemeint sind. Und gleichzeitig wird umfassend erklärt, dass „es“ die Gesellschaft durchdringt und im Prinzip jeder Mann davon betroffen ist: „Wer als Mann in dieser Gesellschaft lebe, habe die Grundstrukturen toxischer Männlichkeit in sich“.
Mir ist klar, dass es nicht „männlich“ ist, sexistische Witze zu machen, Frauen anzupöbeln, brutal zu sein, körperliche Überlegenheit zu missbrauchen, etc. Ich will es nicht verteidigen.
Aber Männlichkeit IST einfach. Genauso wie Weiblichkeit. Und wir haben an der Stelle noch viel zu entdecken, zu heilen und alte Verletzungen zu integrieren. Ich weise eindringlich darauf hin, dass es nicht einfach ist, heutzutage männlich zu sein, weil es sofort Menschen auf den Plan ruft, die sich – möglicherweise durch eigene negative Erfahrungen – bedroht fühlen und dies dann mit aller Macht versuchen, zu bekämpfen. Ich habe es erlebt und erlebe es.
Derzeit wachsen unsere Jungs – umgeben vorrangig von Frauen – auf und ihnen wird ein Bild vermittelt, wieviel Männlichkeit gut ist und was nicht passt.
Das muss sich aus meiner Sicht verändern und es braucht den Mut, dass jeder auf sich schaut. Und erforscht, wieviel Verletzungen und ungeliebte Weiblichkeit und ungeliebte Männlichkeit gibt es denn in der eigenen Persönlichkeit.
Perfekter Raum, um ungelebte Persönlichkeitsanteile wiederzuentdecken:
>>> https://mannundvatersein.de/emde
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